Huf/Hufrehe

bei Pferden

Zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen beim Pferd gehören neben den Lahmheiten die Hufprobleme. Das Hufhorn ist brüchig und das Eisen möchte auch nicht so recht halten. Noch dramatischer ist es, wenn das Pferd Hufrehe bekommt.

Im Folgenden möchte ich kurz auf diese beiden Probleme eingehen.

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Schlechtes Hufhorn

Das Hufhorn besteht zu einem hohen Anteil (90-95%) aus komplexen und hochdifferenzierten Proteinstrukturen, den Keratinen. Die Keratine bestehen aus vielen verschiedenen Aminosäuen, von denen die S-haltigen Aminosäuren Methionin und Cystein aufgrund ihrer Fähigkeit zur Bildung von Disulfidbrücken die größte Bedeutung für die Festigkeit des gebildeten Hornes haben.

Die S-haltige Aminosäure Cystein ist einer der Hauptbestandteile des Keratins im Hufhorn. Um genügend Keratin für einen festen Huf synthetisieren zu können, muss das Pferd also mit genügend Cystein und Methionin über das Futter versorgt werden.  Heu sowie Hafer, Gerste und Mais  enthalten allgemein niedrigere Gehalte, weshalb eine entsprechende Zufütterung über  entsprechende Ergänzungsfuttermittel unumgänglich ist.

Weiterhin ist auf eine ausreichende Versorgung mit Spurenelementen zu achten. Hier sind vor allem Zink, Kupfer und Mangan im Hinblick auf ein tragfähiges Hufhorn zu nennen. Zink ist ein bedeutender Co-Faktor vieler Enzymsysteme im Körper  und spielt eine Hauptrolle sowohl in der Keratinsynthese als auch in der Differenzierung der Keratinzellen und sorgt so für eine gute Verhornung. Ein Zinkmangel führt zu einem spröden Horn oder auch Einschnürungen in der Hufwand. Zink ist weiterhin von genereller Bedeutung für das Wachstum junger Tiere, das Immunsystem und die Ausbildung eines belastbaren Kollagengerüstes. Futtermittel wie etwa Heu, Hafer oder Mais sind allgemein eher arm an Zink, daher ist eine Supplementierung von Zink praxisüblich. Auch Kupfer ist wichtig für viele Enzymsysteme und fördert weiterhin die Funktion der oben genannten Zink-abhängigen Enzyme. Bei der Synthese des Hufhorns sorgt Kupfer für Quervernetzungen im Keratingerüst und sichert so eine Belastbarkeit der Hufe sowie eine intakte weiße Linie. Bei Kupfermangel treten oftmals Ballenrisse wie auch Hufabszesse auf. Mangan ist neben dem Hornwachstum für das adäquate Wachstum von Knochen- und Knorpelgewebe von Jungpferden essentiell.  Hafer, Gerste und Mais sind oftmals arm an Mangan, daher ist in der Praxis eine Mn-Supplementierung erforderlich.

Biotin, auch als Vitamin H bezeichnet, ist im Futter enthalten, wird aber auch durch die Mikroflora im Magen-Darm-Trakt des Pferdes synthetisiert. Biotin aktiviert viele Enzyme im Fett- und Glucosestoffwechsel und sorgt im Hufhorn unter anderem für die sehr wichtige Festigkeit der Zwischenzellsubstanz. Zur Veranschaulichung wird oft das Beispiel Ziegelstein (Keratin) und Mörtel (Zwischenzellsubstanz) benutzt. Weiterhin hat Biotin eine positive Wirkung auf die Elastizität der Ballen, die so belastbarer sind und den Druck gleichmäßiger verteilen können. Ein Biotinmangel äußert sich oft durch sprödes Horn oder (Ballen-) Risse. Hefen und Sojaschrot zählen zu den Biotin-reichen Futterkomponenten, Hafer, Gerste und Mais haben eher geringe Gehalte. Es gibt viele Studien, die eine positive Wirkung einer Biotinsupplementierung auf die Horngesundheit nachweisen konnten, es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass eine Biotin-Supplementierung nicht immer zu einem positiven Ergebnis am Hufhorn führte. Anzuführen ist in diesem Zusammenhang, dass sich Wirkungen einer Supplementierung erst nach einiger Zeit einstellen, also keine schnellen Resultate zu erwarten sind („Langzeiteffekte“).

Hufrehe

Wesentlich dramatischer verlaufen die klinischen Bilder bei Hufrehe. Hierbei kommt es zu entzündlichen Veränderungen an der Huflederhaut mit Störungen der Mikrozirkulation, was bis zum Ausschuhen führen kann. Als Ursachen kommen mechanische, metabolische oder toxische Ursachen in Betracht, die unabhängig voneinander oder sich gegenseitig potenzierend auftreten können. Eine besondere Disposition liegt vor, wenn das Pferd zuvor schon einmal an Rehe erkrankt war.

Zu den mechanischen Ursachen zählen lange Ritte ohne bzw. mit ungeeignetem Hufschutz. Auch die ungewohnte Haltung auf extrem harten Böden (z.B. betonierte Paddockflächen) kann Vorschub leisten. Geht ein Pferd hochgradig lahm, so wird das Gewicht oftmals auf die gesunde Seite verlagert, deren Gliedmaßen dann überbelastet werden können.

Bei den metabolischen Ursachen ist neben dem Cushing Syndrom (Pituitary Pars Intermedia Dysfunktion; PPID) auch das Equine Metabolische Syndrom (EMS) zu nennen. Beide endokrinologischen Störungen gehen aufgrund der Insulinresistenz mit einer reduzierten Glucose-Utilisation der Keratinozyten sowie einer „Glucotoxizität“ in den Endothelzellen der Huflederhaut einher.

Zu den toxischen Ursachen gehören bakterielle Infektionen von Uterus und Geburtsweg nach Schwergeburten oder Nachgeburtsverhalten (Geburtsrehe). Besonders häufig sind allerdings Fehlgärungen im Gastrointestinaltrakt zu nennen mit der Folge einer Endotoxämie. Ursächlich kommt hierfür die Aufnahme fructanreicher, faserarmer Gräser (v.a. im Frühjahr und Herbst) in Betracht. Aber auch ein zu hohes Angebot an Kraftfutter – sowohl pro Mahlzeit wie auch in der Gesamtration – oder ein plötzlicher Futterwechsel können zur Rehe führen. Nicht zu vergessen ist die Aufnahme an Giftpflanzen (Herbstzeitlose, Graukresse u.a.), die in jüngster Vergangenheit wieder an Bedeutung gewonnen haben.

Bewährt hat sich der Einsatz von Chromhefen. Dabei bindet das Chromodulin an die beta-Untereinheit des Insulinrezeptors und verstärkt somit die Signalwirkung von Insulin.

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