Empfehlungen umfassen zunächst vorbeugende Maßnahmen. Dabei müssen besondere Artansprüche berücksichtigt werden. So gehört das kontinuierliche Angebot von strukturierter Rohfaser (frisches Grün, Heu, Stroh) für die Futteraufnahme, die Abnutzung der kontinuierlich nachwachsenden Zähne, Speichelbildung, physiologische Chymuspassage und die kontinuierliche Bereitstellung von Substraten für die mikrobielle Verdauung im Dickdarm zu einer unabdingbaren Voraussetzung. Die Produkte aus dem mikrobiellen Abbau dieser Raufutter (v.a. Essig-, Propion- und Buttersäure) dienen nicht nur der Energieversorgung des Tieres, die Buttersäure hat auch einen trophischen (=ernährungsbedingten) günstigen Effekt auf das Darmepithel und somit die Integrität und Funktion der natürlichen Darmschranke.
Zudem dient ein ausreichendes Rohfaserangebot auch der Befriedigung des Nagetriebes und somit der Vorbeugung (=Prophylaxe) von Trichophagie (Fressen von Haaren als Ersatzhandlung infolge eines Mangels an nagefähigem Material). Neben dem Rohfasermangel kann aber auch das Angebot von Futtermitteln mit reduziertem Hygienestatus über eine negative Beeinflussung der mikrobiellen Verdauung im Dickdarm zu schweren Dysbiosen und Passagestörungen (Obstipationen, Tympanien) mit der Folge einer Anorexie führen. Zudem kann es mit steigenden Anteilen an energie- und nährstoffreichen Futtermitteln zu einem stark wechselnden Appetit bzw. zu einer Futterverweigerung („off feed“) kommen. Mitunter soll es nach Überfütterung mit Süßwaren (Schokolade, Kekse u.ä. Produkte) ebenfalls zu einer Anorexie gekommen sein (Magenstillstand, Fehlfermentationen mit der Folge von Koliken im Magen-Darm-Trakt).
Im Rahmen der diätetischen Maßnahmen ist neben der Zufuhr an Wasser, Nährstoffen und Energie für das Tier selbst auch die Bereitstellung an Substraten für die Dickdarmflora zu gewährleisten. Geeignete Substrate für die Dickdarmflora sind u.a. Cellulose und Pektine (z.B. in Rüben, Äpfeln). Ein Gemüse- oder Obstbrei vermengt mit Karottensaft und evtl. ergänzt mit geringen Mengen an Laktose (Milchzucker) sowie milchsäurebildenden Bakterienkulturen kann sicherlich eine erste Maßnahme sein, ebenso wie die Applikation einer Kotaufschwemmung eines gesunden Tieres. Darüber hinaus stehen auch einige kommerzielle Produkte zur Verfügung (sog. Päppelbreis). Dabei sollte der Nahrungsbrei immer eine ausreichende Menge an Wasser enthalten, um auch den Flüssigkeitsbedarf der Tiere zu decken.